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  1. Vorgeschichte
  2. Ausgerechnet die Gemeinde Riegel am Kaiserstuhl?
  3. Die Finanzierung
  4. Die Vorbereitungsphase
  5. Ein gewagtes Experiment
  6. Ein Baggerfahrer als Bildhauer
  7. Mit Hacke, Spaten und mit bloßen Händen
  8. Mutter Erde und ihre Feste
  9. Die Begleitprojekte
  10. Nach dem Fest

 

Die Ideen liegen manchmal in der Luft, es kommt nur darauf an, sie aufzugreifen. Und diese Idee, die Jutta Stern aufgegriffen hatte, war so: Man müsste unserer Mutter Erde einmal ein Denkmal errichten, für sie, die uns alle ernährt, die uns trägt und vor allem ERTRÄGT.

 

1. Vorgeschichte

Die Initiatorin des Mutter-Erde-Projektes hatte viele Jahre in Berlin gelebt. In dieser Zeit verbrachte sie immer wieder einige Urlaubstage am Kaiserstuhl. Sie hatte die südbadische Landschaft als „Zugereiste“ lange beobachtet. Jede bauliche Veränderung wurde von ihr registriert, besonders die Folgen der Flurbereinigung im Kaiserstuhl. 1995 zog sie mit ihrem Mann nach Freiburg. Ihre Rückkehr nach Süddeutschland, nicht weit entfernt von den lehmigen Spielgründen ihrer Kindheit, hat sie zu Mutter Erde zurück gebracht. Freiburg schien so etwas wie ein Naturparadies zu sein im Gegensatz zu Berlin. Doch auch hier, wie überall, muss die Landschaft einiges über sich ergehen lassen: Umgehungsstraßen, Siedlungs- und Industriegebiete, die sich unaufhaltsam ausbreiten. Die schönen Obstbaumwiesen sind mehr und mehr dem monotonen Maisanbau gewichen.

 

Wir Süddeutschen sind ein fleißiges Bauvolk. Man muss sich das einmal vorstellen:  In einer einzigen Minute werden allein im Baden-Württemberg 72 qm naturnaher Landschaft zugebaut, rund um die Uhr, Tag und Nacht.

 

Sind wir nicht auf dem besten Weg zu einer sauberen, asphaltierten Welt mit begradigten Flüssen und ausgeräumten Landschaften? Wollen wir das aber? Müssen wir überall mit dem Auto hinfahren können? Wie viel Platz brauchen wir noch zum Wohnen, zum Arbeiten und Herumfahren? Ältere Menschen kommen manchmal ins Schwärmen, wenn sie von den Naturparadiesen ihrer Kindheit erzählen. Aber die Jüngeren kennen es nicht anders als so, wie es heute ist.

 

J. Stern: „´Sehen die Menschen denn nicht, was mit ihrem Land geschieht? Dies hier ist unser Land, unsere Landschaft. Und Landschaft ist Lebensqualität für uns alle, Landschaft ist der Boden unter unseren Füßen. Hier sind wir daheim.´ Diese Gedanken schossen mir immer wieder durch den Kopf, begleitet von einem verzweifelten Gefühl der Hilflosigkeit. Umweltschutz, so finde ich, hat oft etwas Resignatives. Viele Umweltpioniere haben später resigniert. Deshalb wollte ich etwas machen, was nicht in Resignation endet, nämlich gemeinsam mit vielen Menschen ein Denkmal für Mutter Erde errichten.“

 

Denkmäler werden meistens für Männer gebaut, für Staatsmänner, Krieger, Heilige… Aber für Mutter Erde? Bestimmt seit einigen tausend Jahren nicht mehr und am wenigsten in unserem Kulturkreis. Dass dieses Denkmal auffällig sein musste, war klar. Es müsste ein Stolperstein sein, eine Provokation, ein wuchtiger Denkanstoss. So wuchs das Projekt mit der Erdskulptur von anfangs gedachten 10 Metern auf über 20 Meter Länge und von 2 auf 3 Meter Höhe.

 

Mutter Erde sollte junge Menschen vom Personal Computer und von der Playstation im wahrsten Sinne des Wortes auf den Erdboden zurückholen. So bekam das Projekt eine riesige Ideensammlung an Begleitprojekten, die Kinder und Jugendliche – und natürlich deren Erzieher – ansprechen sollten.

 

J. Stern: „Mit Mutter Erde ging ich vier Jahre lang schwanger. Es gab unzählige Gespräche. Meine Freunde fingen schon an, meine Idee weiterzuspinnen. Endlich setzte ich mich hin und schrieb alles auf. Das dauerte Wochen.

In der Zwischenzeit hatte ich schon das dritte Modell für Mutter Erde in Ton modelliert. Ursprünglich hatten mich die riesigen liegenden Buddhas in Thailand dazu inspiriert. Aber wie sollte das Modell für Mutter Erde aussehen? Eine stark abstrahierte Skulptur kam nicht in Frage. Es sollte ja ein Gemeinschaftswerk werden. Das bedeutete, dass sich die Beteiligten damit identifizieren sollten, die schlafende Frau musste erkennbar sein, das Modell musste ziemlich naturalistisch ausfallen. Die Figur würde bei der riesigen Ausführung in Lehm noch genug Abstraktionen erfahren. Das war dann auch so. Jemand hatte im Übereifer sechs Finger an die Hand modelliert. Wir haben das dann so gelassen. Auch Busen und Bauch fanden insbesondere die männlichen Mitarbeiter zu niedrig. Ich habe sie machen lassen und mich innerlich von meinem Modell verabschiedet. Mutter Erde war eben ein Gemeinschaftswerk.“

 

2. Ausgerechnet die Gemeinde Riegel am Kaiserstuhl?

Es war ein merkwürdiger Zufall, dass die Projektidee ausgerechnet in Riegel am Kaiserstuhl auf fruchtbaren Boden fiel. Jutta Stern war Mitglied im dort ansässigen Kunstverein „kunstkantine“ geworden. In Riegel sind die Wege kurz. So auch der Weg von der „kunstkantine“ ins Rathaus.

 

Das Projekt wurde vom gesamten Gemeinderat in Riegel einstimmig befürwortet. Noch dazu stellte die Gemeinde ein Grundstück in bester Lage kostenlos zur Verfügung. So etwas passiert nicht alle Tage. Dahinter steckte der Riegeler Bürgermeister Markus Jablonski, ein beherzter, kulturell engagierter Mann, der sich für die Idee begeisterte und sich davon auch eine touristische Attraktion für seine Gemeinde versprach. Die erste Hürde war genommen.

 

3. Die Finanzierung

Doch nun stellte sich die Frage nach der Finanzierung. Bürgermeister Jablonski stellte einen Kontakt zum Plenum Naturgarten Kaiserstuhl her. PLENUM ist ein Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg zur Erhaltung und Entwicklung von wertvollen Kulturlandschaften in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung. Eine solche wertvolle Kulturlandschaft ist der Kaiserstuhl, in dem einerseits intensive Nutzung und andererseits Biotope für schützenswerte Pflanzen und Tiere nebeneinander Bestand haben. Durch PLENUM werden Projekte gefördert, bei denen die Nutzung von Natur und Landschaft verantwortungsbewusst gestaltet wird und bei denen mit der kostbaren Ressource Erdboden dauerhaft umweltgerecht umgegangen wird.

 

So begegneten sich Matthias Hollerbach von der Geschäftsstelle PLENUM im Landratsamt Freiburg und Jutta Stern. Es war der Beginn einer monatelangen Zusammenarbeit, die gleich damit anfing, dass Jutta Stern den Projektantrag drei- bis viermal neu formulieren musste, bis er in den Augen des Projektmanagers Hollerbach „förderfähig“ wurde. Die Arbeit lohnte sich. Bei der Abstimmung im Beirat des PLENUM wurde dem Projektantrag zugestimmt. Nun gab es tatsächlich grünes Licht für die Vorbereitungsphase von „Mutter Erde Kaiserstuhl“, wie das Projekt nun genannt wurde.

 

Die Förderung durch PLENUM deckte aber nur 70% der reinen Baukosten ab. Doch selbst in Zeiten leerer Kassen gelang es Mutter Erde, weitere Sponsoren zu finden, wie die Volksbank Freiburg, die Riegeler Brauerei, die EnBW regional AG und viele weitere Unterstützer.

 

4. Die Vorbereitungsphase

Jetzt kam die Probe aufs Exempel. Es war im Herbst 2003. Wie sollte die Idee unter die Leute gebracht werden und – noch schwieriger – wie könnte man die Leute dafür begeistern? Die Schulen in Riegel und Umgebung wurden informiert, schließlich wurden sogar sämtliche Schulen am Kaiserstuhl angeschrieben. Die Projektidee wurde in Lehrerkonferenzen und in der Jahressitzung der Riegeler Vereinsgemeinschaft präsentiert. Jutta Stern stellte sich jeden Freitag mit einem Infostand auf den Riegeler Wochenmarkt und teilte Projektbeschreibungen mit einem Anmeldebogen aus. Silvia Zimmermann, eine engagierte und ortsbekannte Riegeler Bürgerin, unterstützte sie dabei. Einige Zeitungsberichte begleiteten die Aktion wohlwollend. Die Reaktion der Riegeler war zunächst sehr verhalten. Langsam begann aber das Eis zu schmelzen und die Riegeler tauten auf. Das Ergebnis nach vier Wochen Öffentlichkeitsarbeit war verblüffend: Mehr als 300 Menschen hatten sich schriftlich angemeldet, an der Aktion „Mutter Erde Kaiserstuhl“ teilzunehmen. Darunter waren Familien ebenso wie engagierte Einzelpersonen, Riegeler Vereine, Kindergärten, Schulen aus Riegel und Endingen, die sich mit Schüler-AGs beteiligen wollten. Hinzu gesellte sich sogar eine NaBu-Gruppe aus dem 60 km entfernten Müllheim. Sie alle hatten sich für musikalische, künstlerische und umweltpädagogische Beiträge angemeldet. Außerdem wollten rund 140 Menschen beim Bau der Erdskulptur mitarbeiten.

 

Beeindruckt von so viel Zuspruch und positiven Reaktionen in der Öffentlichkeit konnte der Beirat des PLENUM Naturgarten Kaiserstuhl nicht umhin, auch die 2. Projektphase zu befürworten, die praktische Umsetzung. Jetzt wurde es ernst.

 

Es bildete sich ein Organisationsteam, bestehend aus Sylvia Zimmermann, die sich für die Kommunikation innerhalb der Gemeinde einsetzte, Daniel Bächlin, der handwerklich anzupacken wusste und Jutta Stern, der künstlerischen Leiterin. Ein gutes Trio.

 

5. Ein gewagtes Experiment

Mutter Erde war in zweierlei Hinsicht ein Experiment. Zum einen ein soziales Experiment, in dem Menschen zusammengeführt werden sollten, um in gemeinsamer Arbeit etwas zu bewegen, zu zeigen, dass ihnen Mutter Erde etwas bedeutet. Zum anderen war es ein Experiment mit Lehm, dessen Eigenschaften zwar hinlänglich bekannt sind, der jedoch als Knetmasse für eine Riesenplastik unter unseren klimatischen Verhältnissen ungeahnte Risiken in sich birgt. Der Ausgang des Versuchs war ungewiss. Alles hätte schief gehen können. Einiges kam dann auch sehr viel anders als erwartet.

 

Fragen über Fragen begleiteten das Projekt und fanden oft erst mitten im Prozess eine Antwort: Wie viel Lehm würde man für eine derart riesige Skulptur benötigen? Würden die steilen Wände der Witterung standhalten? Wie müsste man sie befestigen? Wie sollte die Bepflanzung aussehen? Müsste man die frisch bepflanzte Figur gegen Regen schützen? Wie lange würde es dauern, bis der Bewuchs die Oberfläche gefestigt haben würde? All dies war in der Vorbereitungsphase vielfach diskutiert worden. Experten wurden befragt. Die Meinungen gingen zum Teil stark auseinander. Keiner hatte so recht Erfahrungen beim Bau einer Lehmskulptur. Woher auch? Mutter Erde aber ging ihre eigenen Wege, wie es sich zeigen sollte.

 

Dass der Lehm zunächst mit einem Bagger verdichtet werden müsste, soviel stand fest. Die Erde wurde aus Windenreute angefahren. Die ersten Ladungen waren abgekippt und mit dem Bagger plattgewalzt. Nun war es Zeit für den symbolischen ersten Spatenstich. Bürgermeister Jablonski und das Organisationsteam mit Jutta Stern, Silvia Zimmermann und Daniel Bächlin posierten fürs Foto. Ein Gläschen Sekt auf „Mutter Erde – dass sie werde!“.

 

6. Ein Baggerfahrer als Bildhauer

Der Haufen näherte sich der 3-Meter-Höhe. Da erblickte der Baggerfahrer Waldemar aus Kasachstan zum ersten Mal das Gipsmodell für Mutter Erde, verstummte für einige Sekunden und stand da wie versteinert. Im Auftrag an die Baufirma stand: Grobmodellierung mit dem Bagger. Waldemar hat schon viel in seinem Leben mit dem Bagger bewegt, aber eine riesige nackte Dame in Lehm zu modellieren? Das war neu. Auch Jutta Stern hatte bis dahin keine Erfahrungen als Bauleiterin. Die einzigen Hilfsmittel waren ein grober Bauplan auf Millimeterpapier, eine 3 Meter hohe Messlatte, Zollstöcke, Maßbänder und Eisenstangen, die an markanten Stellen positioniert wurden. Baggerfahrer Waldemar entdeckte mit der Zeit in sich künstlerische Fähigkeiten. Als er fertig war mit seinen Baggerarbeiten, war mit etwas Phantasie schon etwas von der Lehmdame zu erkennen.

 

7. Mit Hacke, Spaten und mit bloßen Händen

Nun begann die Bauphase mit Hacke, Spaten und mit bloßen Händen. Von diesen wurden viele gebraucht. Der März war aber ein extrem trockener Monat. Wochenlang kam kein Tropfen Regen. Der Lehm trocknete immer mehr aus und wurde steinhart. Weder mit Hacke noch mit Spaten war da etwas auszurichten. Die Feuerwehr musste her. Peter Przybylla beorderte die Jugendfeuerwehr zum „Löscheinsatz“ als Probe für den Ernstfall. Das kostbare Nass prasselte nun im Übermaß auf den ausgetrockneten Lehm. So geriet man von einem Extrem ins andere. „Matschepampe“ nannten die Kinder jene gelungene Mischung aus Wasser und Lehm, die uns später noch sehr hilfreich sein würde.

 

Die Arbeit war schweißtreibend und körperlich sehr anstrengend. Das merkten auch die Kinder. Die Jungs zeigten gern, was an körperlicher Leistungskraft in ihnen steckte. Allen voran die 12jährigen Tobias Keller und Stefan Engel, die treusten Begleiter der Mutter-Erde. Die Mädchen entdeckten ihre Leidenschaft für das Anrühren von Matschepampe, die immer wieder Zündstoff für herzerfrischende Schlammschlachten bot.

 

Der erwartete große Helferansturm aber blieb aus. Das war vielleicht auch gut so. Wie hätte man 10 oder 15 Leute gleichzeitig sinnvoll beschäftigen sollen? Verlass war auf Herrn Martin Burkard. Aber auch andere Riegeler Familien waren regelmäßig mit von der Partie. Im April gesellte sich Joachim Bihl aus Eichstetten zu dem Bauhelferteam. Als Steinbildhauermeister verstand er sich darauf, kleine Modelle auf große Originale umzusetzen. Hier auf Mutter Erde bewährte er sich als wahrer Landvermesser. Joachim kam genau im richtigen Moment und war als Mitbildhauer eine große Unterstützung für das Team.

 

Schnell sollte sich zeigen, dass der Lehm nicht für das Modellieren der Beine ausreichte. Man hatte sich mengenmäßig gewaltig verschätzt.  „Lehm gesucht“ stand nun in großen Lettern auf einem Schild. Es zeigte endlich Wirkung. Ein Lastwagenfahrer kippte eines Tages spontan seine Ladung auf dem Platz ab. Außer dem 12jährigen Stefan war in diesem Moment niemand vom Helferteam vor Ort. „Ich habe gedacht, ich kriege einen Herzinfarkt“ kommentierte er seine Aufregung über die große Verantwortung. Die Lehmladung und zwei weitere kamen gerade noch im letzten Moment. Am Ende waren es mehr als 400 m3 Lehm, die für die Erdskulptur benötigt wurden. Herr Roland Wieber und die Familie Haberer kamen mit dem Bagger immer wieder zu Hilfe. Das brachte die Bauarbeiten ein gutes Stück voran.

 

8. Mutter Erde und ihre Feste

Ab und zu feierte das Helferteam kleine Feste. Ein größeres wurde dann die Sonnenwendfeier. Diana Schmitt, Sängerin und Chorleiterin, beschloss aus diesem Anlass mit zwei Chören aus Riegel und einem Chor aus Bischoffingen ein Konzert zu geben. 70 Chormitglieder sangen die schönsten Lieder zu Ehren von Mutter Erde. Dazu brutzelten die Würste und Teigwickel am Stecken in der Glut des Sonnenwendfeuers.

 

Zur Einweihung der großen Erdskulptur sollte es ein ganz großes Fest geben. Das Fest sollte gleichzeitig eine Werkschau für alle Begleitprojekte werden und war deshalb für 3 Tage geplant.

 

9. Die Begleitprojekte  

Sehr viele Kinder hatten sich auf ihren großen Auftritt beim großen Mutter-Erde-Fest vorbereitet. Für Mutter Erde wurden Kostüme, Sonne, Mond, Sterne und Papierblumen gebastelt, Tanzschritte geübt, Texte gelernt, Lieder einstudiert, es wurde gedichtet, gemalt, modelliert und immer wieder geprobt.

 

Auch die Erwachsenen waren fleißig bei der Sache.

Die Familien Kordel und Maurath mit Kindern aus Riegel fanden sich zusammen, um gemeinsam einen Lehmofen auf dem Platz der Mutter Erde zu errichten. Den Bauplan dazu holten sie sich aus dem Internet, ebenso das Rezept für die Zusammensetzung der Lehmziegel, die in der Sonne getrocknet werden mussten. Was sie beweisen wollten: dass man in diesem Ofen tatsächlich Brot backen kann. Das Brot, das beim Fest frisch aus dem Ofen kam, schmeckte vorzüglich, unvergleichlich waren auch Pizza und Zwiebelkuchen aus dem „Erlebnisbackofen“.

 

Viele Wochen arbeitete eine NaBu-Gruppe aus Müllheim mit Franz Schneider an einer Wildbienenwand, um den nützlichen Insekten ein komfortables Zuhause zu geben. Die Lehmschicht musste neunmal aufgetragen und immer wieder getrocknet werden. Später wurden Löcher hineingebohrt, damit die Bienchen es leichter haben. Schon bald darauf nisteten sich die ersten Mieter ein.

 

Ideen gab es im Überfluss. So entstand auch das „Bäumchen Kinderbunt“, eine Metallkonstruktion nach einer Idee von Elisabeth Hohwiller. In den beiden Riegeler Kindergärten wurden derweil Blätter, Blüten und Früchte zur Zierde gebastelt.

 

Eine Arbeitsgruppe von Behinderten in der Riegeler Caritas Behindertenwerkstätte unter dem Betriebsleiter Alfred Vogel baute „Erdwächter“ aus Schwemmholz. Einige davon wurden auf dem Platz von Mutter Erde installiert. Die Skulpturen haben eine besondere Ausdruckskraft und zeugen vom hohen kreativen Potential ihrer Schöpfer.

 

Der Verein „Kunstkantine“ veranstaltete eine Ausstellung unter dem Titel „Mutter Erde“ mit 40 Künstlerinnen und Künstlern in der Riegeler Römerhalle.

 

Acht Teilnehmer eines Keramikworkshops bei Silvia Zimmermann beschäftigten sich mit dem Thema „Mutter Erde“ und modellierten Tonfiguren, die beim Mutter-Erde-Fest ausgestellt wurden.

 

Das Bühnenprogramm zum Fest füllte sich durch die vielen Beiträge wie von selbst. Es war sogar schwierig, alle unterzubringen: mehrere Musik- und Tanzgruppen mit Kindern und Erwachsenen, zwei Kindergärten, das 50köpfige Buschorchester, der Kinder- und Jugendhort, der Musikverein und 2 Moritaten-Sängerinnen mit Leierkasten...

 

Wie von Zauberhand erstellt, standen plötzlich Marktstände, Pavillions, Tische, Bänke und in letzter Minute auch eine Bühne auf dem Platz. Die Riegeler – insbesondere das Jugendzentrum St. Anton - hatten angepackt. Vom St. Anton kam auch die kulinarische Verpflegung – kostenlos! Alles zu Ehren von Mutter Erde.

Selbst ein Kamerateam vom SWR-Fernsehen eilte herbei, um die Enthüllung von Mutter Erde für die Landesschau am Abend festzuhalten.

 

Das Fest hatte mehr als 400 aktive Teilnehmer, die sich künstlerisch, musikalisch, umweltpädagogisch oder wie auch immer, in jedem Fall kreativ und vorwiegend ehrenamtlich betätigt haben.

 

10. Nach dem Fest

Mutter Erde war nun also eingeweiht, das Fest vorbei, aber noch immer lag sie nackt da, ohne Bepflanzung und musste bei Regen wieder abgedeckt werden, damit sie nicht weggeschwemmt wird. Endlich kam nun auch die richtige Idee für die Bepflanzung: Vegetationsmatten, die gewöhnlich zur Dachbepflanzung verwendet werden. Sie wurden aufgelegt, zurechtgeschnitten und im Lehm festgenagelt. So wird die Form der Erdskulptur vielleicht einige Zeit erhalten bleiben, der Bewuchs aber wird sich verändern, ganz so, wie es Mutter Erde gefällt...

 

Bis zur letzten Vollendung dauerten die Bauarbeiten 19 Wochen. Nahezu 100 ehrenamtliche Helfer waren daran beteiligt. Nur grob lässt sich die Zahl der Arbeitsstunden schätzen: bestimmt mehr als 1500.

 

J. Stern: „Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es, dass „Mutter Erde Kaiserstuhl“ viele Folgeprojekte nach sich zieht, vielleicht ähnliche wie unseres oder mit ganz anderen Materialien erbaute Denkmäler für Mutter Erde. Wo? Möglichst überall auf der Welt. Mutter Erde hätte es verdient."

 

Der Film zu "Mutter-Erde-Kaiserstuhl"

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